Anstelle des Mittelperrons gibt es in Zürich Wipkingen zwei Aussenperrons
Foto: Marcel
Manhart
Zwischen Zürich HB und Zürich Oerlikon bestehen drei verschiedene Bahnstrecken. Auf diesen verkehren täglich insgesamt über tausend Personenzüge und mehrere Dutzend Güterzüge. Die
1856 eröffnete Wipkingerlinie durch den gleichnamigen Tunnel gehört zu den ältesten Bahnstrecken der Schweiz. Einen Bahnhof bekam Zürich Wipkingen erst 76 Jahre später. Seit 1982
verkehren die Züge auch via Zürich Hardbrücke und den Käferbergtunnel. 2014 folgte die Durchmesserlinie mit dem Weinbergtunnel.
Am denkmalgeschützten Bahnviadukt und am Tunnel aus der Gründerzeit sind umfassende Sanierungsarbeiten notwendig. Zudem wird der 1932 eröffnete Bahnhof Zürich Wipkingen umgebaut.
Indem diese Arbeiten gleichzeitig während einer einjährigen Totalsperre ausgeführt werden, können zwei bis drei Jahre Bauzeit und rund 20 Millionen Franken eingespart werden.
Nach Abschluss der Bauarbeiten erfüllt der Bahnhof Zürich Wipkingen die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes. Die Reisenden gelangen stufenfrei zu den Zügen. Derzeit
erarbeitet die SBB das Auflageprojekt.
Auswirkungen auf S-Bahn und Fernverkehr
Während der einjährigen Streckensperre von Dezember 2023 bis Dezember 2024 verkehren keine Züge über die Wipkingerlinie. Die täglich über 250 Züge werden via Käferberg- oder
Weinbergtunnel umgeleitet oder fallen aus.
- Die in Zürich Wipkingen haltende S24 fällt zwischen Zürich HB und Zürich Wipkingen aus. Reisende ab und nach Zürich Wipkingen benützen Bus- und Tramverbindungen.
- Die Fahrzeiten der EuroCity-Züge nach München verlängern sich zwischen Zürich HB und Zürich Flughafen. Die Ankunfts- und Abfahrtszeiten zwischen Zürich Flughafen und München
bleiben unverändert.
- Die IC5 Lausanne–Zürich HB–St. Gallen verkehren in den Hauptverkehrszeiten in Zürich HB nicht mehr durchgehend und erhalten verlängerte Fahrzeiten zwischen Zürich HB und Zürich
Flughafen.
- Die IR70/IR13 zwischen Luzern und Chur sowie einzelne IR75 zwischen Luzern und Konstanz verkehren in Zürich HB nicht mehr durchgehend.
Die genauen Abfahrtszeiten werden im Rahmen der Fahrplanauflage im Frühling 2023 veröffentlicht.
Projekt Umbau Bahnhof Zürich Wipkingen
Das Projekt zum Umbau des Bahnhofes Wipkingen nach den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes des Bundes (BehiG)
und die Arbeiten an der Bahninfrastruktur beinhalten insbesondere die Sanierung vom Wipkinger-Viadukt mit der Sanierung der Brücken Neugasse, Josef-, Heinrich- und Limmatstrasse sowie den Ersatz
der Brücke Wasserwerkstrasse. Dazu stehen diverse Erneuerungsarbeiten an Fahrbahn und Fahrleitung auf dem Programm. Im Tunnel von Zürich Wipkingen nach Oerlikon ist die Sanierung von Feucht-,
Tropf- und Hohlstellen notwendig. Am Bahnhof Zürich Wipkingen selbst erfolgt die behindertengerechte Gestaltung mit der Aufhebung des
heutigen Mittelperrons und der Unterführung Nord inklusive stufenfreie Zugänge zu den Perrons sowie erhöte Perrons mit stufenfreiem Zustieg in die Züge. Ausserdem gib es eine neue durchgehende
Personenunterführung Seite Zürich HB und Seite Oerlikon eine stufenfreie Verbindung zur Nordstrasse mittels Lift.
Die Realisierung der Arbeiten ist von Frühling 2023 bis Frühling 2025 geplant. Um effizient zu bauen und die Auswirkungen auf Anwohnende und Reisende zu minimieren, plant die SBB, einen
Grossteil der Arbeiten während einer einjährigen Streckensperrung Zürich HB - Zürich Wipkingen zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 auszuführen. Im Vergleich zur Realisierung aller
Bauarbeiten während laufendem Bahnbetrieb können die Arbeiten so in bedeutend kürzerer Zeit, kostengünstiger und in besserer Qualität vorgenommen werden. Die SBB rechnet mit Gesamtkosten von rund
100 Millionen Franken (Kostengenauigkeit +/- 20 Prozent). Die Finanzierung erfolgt über die Leistungsvereinbarung
(LV) zwischen der SBB und dem Bund. Ausserdem hat der Bundesrat in seiner Sitzung vom 13. Mai 2020 dem Parlament für die Periode 2021-2024 beantragt, den
Zahlungsrahmen für Erhalt und Modernisierung des Schienennetzes zu erhöhen Die zusätzlichen Mittel dienen unter anderem
auch dazu, Bahnhöfe und Haltestellen behindertengerecht anzupassen.
Umbau Bahnhof Wipkingen
Beim Umbau am Bahnhof Zürich Wipkingen wird die nördliche Unterführung aufgehoben. Neu erreicht man dann die Perrons mittels Treppe und Lift direkt von der Brücke Nordstrasse, wo sich auch die
Bushaltestellen befinden. Das heutige Mittelperron wird durch zwei Aussenperrons ersetzt, damit wird die Verbindung zwischen den Perrons und den angrenzenden Quartieren verbessert. Für die
Bewohnerinnen und Bewohner der Siedelungen der Baugenossenschaft (BEP) im Bahnhofsumfeld bedeutet dies barrierenfreien und schnelleren Zugang zu den Gleisen dank zwei neuen Unterführungen und
zusätzlichen Veloabstellplätzen. Die steile Rampe auf der Ostseite wird so umgestaltet, dass man von der Rousseaustrasse künftig flacher und direkt aufs Perron gelangt. Das westliche Perron
erreicht man ebenerdig direkt von der Dammstrasse her. Die südliche Unterführung wird neu durchgehend unter den Gleisen hindurchgeführt. So wird ein zusätzlicher Zugang zur Imfeldstrasse und zum
Lettenfussweg geschaffen. Der angrenzende Spielplatz muss umgesiedelt und der Garten Letten-Wasserwerk der BEP-Gartengruppe (er befindet sich auf Pachtland, welches der SBB gehört) zum
Saisonende 2022 geräumt und ebenfalls verlegt werden.
S-Bahn Halte in Wipkingen
Bis zur Eröffnung der Durchmesserlinie verkehrten in Zürich Wipkingen noch die S2, S8 und die S14. Damals stiegen täglich durchschnittlich 5500 Passagiere ein und aus. Doch
seit dem Fahrplanwechsel im Sommer 2014 wird der Bahnhof Wipkingen nur noch im Halbstundentakt durch die S24 bedient, entsprechend haben sich die Passagierzahlen um mehr als die Hälfte reduziert.
Der Quartierverein Wipkingen hatte 2014 an die Stadt Zürich 6300 Unterschriften für einen Viertelstundentakt eingereicht und der damalige Stadtrat Andreas Türler
hatte auch versprochen, sich für dieses Anliegen einzusetzen, erinnert sich Judith Stofer, Kantonsrätin und Mitglied des QV-Vorstands und sagt: "Passiert ist seither nichts". Sowohl mit der
SBB als auch mit dem ZVV hat der Quartierverein hartnäckig um die Wiedereinführung des Viertelstundentakts verhandelt. Zahlreiche Möglichkeiten wurden diskutiert und
Argumente vorgebracht. Für Stofer ist klar: "Man könnte, aber man will nicht". Sie hat am 10. Februar 2020 im Kantonsrat erneut eine Anfrage eingereicht. Darin will sie vom Regierungsrat wissen,
ob der Viertelstundentakt in absehbarer Zeit wieder eingeführt werden kann.
Christian Vogt, Verkehrsplaner des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) erklärt die
Entwicklungen, welche der ZVV derzeit plant. Diese seien eng verknüpft mit der Vorlage zur Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI), welche das Stimmvolk am 9. Februar 2019 gutgeheissen hatte.
Damit kann auch er für mögliche Verbesserungen nur einen fernen Horizont im Jahr 2030 bieten. Die Pläne des Projekts «S-Bahn 2G», wie der nächste Ausbauschritt der Zürcher S-Bahn genannt wird, der unter anderem alle Zürcher
Quartierbahnhöfe im Viertelstundentakt bedienen möchte, seien weit fortgeschritten und das sei ein grosser Vorteil, wenn es dann um die Umsetzung gehe.
Thomas Kellenberger, Leiter Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung beim Zürcher
Verkehrsverbund (ZVV) verweist auf den Ausbauschritt 2035, der mit dem Ausbau vom Bahnhof Stadelhofen und dem Brüttnertunnel das Nadelöhr zwischen Zürich und Winterthur
beseitigt und zusätzliche Kapazitäten bringt. Mit diesen neuen Infrastrukturbauten kann das S-Bahn-Angebot markant ausgebaut werden. Das bedeutet, dass vorerst einmal Geduld gefragt ist; der
Baustart des Brüttnertunnels und des Ausbaus am Stadelhofen ist gemäss SBB frühestens ab 2026
möglich.
Kommentar schreiben