Stadler hat heute zusammen mit dem St. Galler Stände- und Regierungsrat Benedikt Würth und Reto Friedauer, Gemeindepräsident von St. Margrethen, sowie weiteren Gästen aus Politik und Wirtschaft die Aufrichte des neuen Stadler-Werks in St. Margrethen gefeiert. Mit der Aufrichte läutet Stadler die letzte Bauphase des neuen Kompetenzzentrums für Doppelstocktriebzüge ein. Das neue Werk wird optimal auf die Bedürfnisse des Schweizer Schienenfahrzeugherstellers ausgerichtet sein und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit von Stadler weiter stärken. Die Investition in den Standort im Dreiländereck ist auch eine Investition in den Werkplatz Schweiz und beläuft sich auf über 80 Millionen Schweizer Franken.
Drohnenbild vom Stadler-Werk in St. Margrethen © Andreas Butz / Stadler
Die aktuellen Währungsverwerfungen und das damit verbundene wiederholte Erstarken des Schweizer Frankens, das Lohnkostenniveau in der Schweiz bei gleichzeitig hohem Exportanteil, die Abschwächung des Wirtschaftswachstums sowie geopolitische Turbulenzen stellen für Stadler weiterhin eine Herausforderung dar und setzen das Unternehmen unter hohen Margendruck. Um am Standort in der Schweiz festhalten zu können, ist eine Effizienzsteigerung notwendig. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen entschied Stadler bereits im Jahr 2017, den Standort in Altenrhein weitestgehend aufzugeben und in St. Margrethen einen optimal auf die Bedürfnisse von Stadler und insbesondere des Baus von Doppelstocktriebzügen ausgerichteten Neubau zu planen. Dadurch wird eine klare Optimierung der Produktionsbedingungen für das Kompetenzzentrum für Doppelstocktriebzüge erreicht. Das geplante Investment ist ein klares Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz und zum Standort im Dreiländereck.
Aufrichte mit vereinten Kräften
Inzwischen ist der Bau weit fortgeschritten und in diesen Tagen konnte das Dach des neuen Produktionsstandortes in St. Margrethen fertiggestellt werden. Stadler-Verwaltungsratspräsident Peter Spuhler hat heute den traditionellen Richtbaum auf das Dach des Neubaus gezogen. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von Benedikt Würth, Stände- und Regierungsrat des Kantons St. Gallen, Reto Friedauer, Gemeindepräsident von St. Margrethen, und HRS-CEO Martin Kull. Stadler schliesst mit der Aufrichte eine wichtige Bauetappe auf dem Weg zum neuen Produktionsstandort ab und feierte diesen Meilenstein mit Gästen aus Politik und Wirtschaft sowie am späteren Nachmittag mit allen beteiligten Handwerkern sowie den Mitarbeitern von Stadler Rheintal.
Teilbezug steht bevor
Die Bauarbeiten im Innenbereich des Werks schreiten in hohem Tempo voran: Ende September beginnen in St. Margrethen bereits die ersten 40 Mitarbeiter mit der Produktion von neuen Zügen. Die Inbetriebnahme der weiteren Produktionshallen erfolgt sukzessive in den darauffolgenden Monaten. Komplett bezogen werden alle Werks- und Büroräume voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2020. Eine moderne Kantine wird ebenfalls im kommenden Jahr eröffnet, in der Zwischenzeit verpflegt Stadler seine Mitarbeiter in einer provisorischen Kantine.
Der neue Standort auf dem Altfeldareal in St. Margrethen bietet ausreichend Platz für circa 1400 Mitarbeitende. Auf rund 35 000 Quadratmetern sind die Produktions- und Lagerflächen optimal aufeinander abgestimmt. Mit mehreren Laufkränen können die Wagenkästen effizient versetzt werden, zusätzlich verfügt der Standort über einen Gleisanschluss zum Bahnhof St. Margrethen. Das Werk erfüllt damit die hohen Anforderungen, die Stadler an ein Kompetenzzentrum für Doppelstocktriebzüge stellt. Neben Flächen für Produktion und Lagerung erstellt Stadler Büros für rund 450 Mitarbeitende. Sie leisten die Entwicklungsarbeit für die Fahrzeuge des Standorts St. Margrethen und unterstützen Stadler unternehmensweit in den Bereichen Berechnungen und Zulassungen. Am Standort entstehen rund 5000 Quadratmeter Büroflächen.
Platz für Natur und Strom
Während ein Teil der Produktion im Werk schon bald anläuft, wird der grosse Dachbereich der Gebäude ebenfalls genutzt. 22 000 Quadratmeter des Daches wurden begrünt und mit rund 6000 Quadratmetern Solarpanels bestückt. Die von der Genossenschaft Solar St. Gallen betriebene Anlage wird einst
einen Viertel des Stromverbrauchs des Standorts in St. Margrethen decken. Die Dachbegrünung trägt zur Einsparung von Energiekosten bei und schafft Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Unterstützung durch Kanton und Gemeinde
Auf der Suche nach einem optimalen Standort für das neue Werk wurde Stadler durch den Kanton St. Gallen, durch die Gemeinde St. Margrethen sowie durch die Landeigentümerin HIAG massgeblich unterstützt. Den Ausschlag gab neben dem vorhandenen Gleisanschluss die Gesamtfläche des Altfeldareals von
65 000 Quadratmetern sowie die Nähe zum bisherigen Standort in Altenrhein. Die Bauarbeiten auf dem Areal werden von der HRS Real Estate AG als Totalunternehmerin ausgeführt.
Traditionsreiches Altenrhein
Stadler verschiebt sein zweitgrösstes Werk in der Schweiz nach über 20 Jahren von Altenrhein nach
St. Margrethen. Der Standort in Altenrhein hat eine lange Geschichte und ist nicht mehr optimal auf die Anforderungen von Stadler und insbesondere auf den Bau von Doppelstocktriebzügen ausgerichtet.
Claude Dornier gründete das Werk 1924 als Dornier-Werke Altenrhein. Damit die dort produzierten Flugzeuge direkt vom Werk aus abheben konnten, entstand in Altenrhein der Flugplatz, der 1927 seinen Betrieb aufnahm. In Altenrhein wurde das grösste jemals gebaute Wasserflugzeug Do X montiert und in der Schweiz erprobt. Ab 1949 wurde aus Dornier die Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein AG (FFA) und das Unternehmen begann, Waggons zu bauen. Der Waggonbau wurde zu einem wichtigen Pfeiler der FFA, unter anderem wurden alle Fahrzeuge der Rhätischen Bahn in Altenrhein gebaut – bis heute.
1987 wurde die FFA an die Schindler Holding verkauft. Der Waggonbau verblieb am Standort und Schindler formierte eine zweite Waggonbau-Tochtergesellschaft, die Schindler Waggon Altenrhein (SWA). Im Jahr 1997 hat Stadler das Werk vor der Schliessung gerettet und von der SWA übernommen. Der nun bevorstehende Umzug des Stadler-Standortes nach St. Margrethen betrifft ausschliesslich die Mitarbeitenden von Altenrhein. Nicht betroffen sind Mitarbeitende von Bussnang, Erlen oder Winterthur. Etwa 50 bis 70 Mitarbeitende bleiben in Altenrhein, da dort die Kastendetailfertigung weitergeführt wird.
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