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Rhätische Bahn: Der neue Albulatunnel ist offiziell eröffnet

Am Samstag, 8. Juni 2024 feierte die Rhätische Bahn (RhB) die offizielle Eröffnung des neuen Albulatunnels. Die über 300 geladenen Gäste aus der Bahnbranche sowie Politik, Wirtschaft und Tourismus erlebten ein abwechslungsreiches Programm in den Festzelten bei den Tunnelportalen in Spinas und Preda. Und dazwischen – im neuen Tunnel – sorgte eine Lichtshow für viel Begeisterung. Als Ehrengast machte Bundesrat Dr. Albert Rösti der RhB seine Aufwartung.

Ehrengast Bundesrat Albert Rösti anlässlich seiner Ansprache in Preda                              Foto: Marcel Manhart

 

 

 

Zu den Anwesenden zählten auch die beiden Bündner Ständeräte Stefan Engler und Martin Schmid, Nationalrat Jon Pult, Standespräsident Franz Sepp Caluori, die gesamte Bündner Regierung sowie zahlreiche Grossrätinnen und Grossräte. Die beiden Standortgemeinden Bever und Bergün Filisur waren durch Gemeindepräsidentin Selina Nicolay und Gemeindepräsident Luzi Schutz vertreten. Vom Bundesamt für Verkehr (BAV) waren Direktor Peter Füglistaler und Vizedirektorin Anna Barbara Remund, sowie vom Amt für Energie und Verkehr Graubünden (AEV) dessen Vorsteher Thomas Schmid anwesend.

 

Der 5'860 Meter lange neue Albulatunnel wurde in zehnjähriger Bauzeit parallel zum bestehenden Tunnel gebaut und ist mit diesem durch 12 Querverbindungen verbunden. Die Gesamtprojektkosten betragen 407 Millionen Schweizer Franken. Nach der Betriebsaufnahme im neuen Tunnel wird der alte Albulatunnel zum Sicherheitstunnel umgebaut. Der erste fahrplanmässige Zug wird am 12. Juni 2024 durch den neuen Albulatunnel verkehren.

 

Nachdem der Albulatunnel II offiziell eröffnet wurde, wurde das Ereignis am Sonntag, 09. Juni 2024 mit einem grossen Publikumstag gebührend gefeiert. Geboten wurde ein unvergessliches Erlebnis mit einzigartigen Attraktionen und viel Unterhaltung für Gross und Klein. Von spannenden Einblicken in die Bauweise und Nachhaltigkeit des Tunnels bis hin zu musikalischer Unterhaltung und kulinarischem Genuss im Festzelt: Hier war für alle etwas dabei. Die Besucherinnen und Besucher konnten ebenso die Geschichte und Bedeutung der Albulalinie entdecken, während sich die Kleinen im Kinderbereich austobten. Mit dem zwischen Preda und Spinas verkehrenden Shuttlezug konnte der neue Tunnel aus nächster Nähe «erfahren» werden.

 

Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des neuen Albulatunnels hielt die Rhätische Bahn AG (RhB) am Freitag, 7. Juni 2024 ihre Generalversammlung ab. Diese wartete mit zwei Neuheiten auf: Sie fand erstmals in der Geschichte der RhB in Preda statt, und erstmals führte Dr. Mario Cavigelli als Verwaltungsratspräsident durch die Versammlung. Die ca. 450 anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre durften von einem sehr erfolgreichen Geschäftsjahr 2023 Kenntnis nehmen. Sie erteilten dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung Entlastung und bestätigten den siebenköpfigen Verwaltungsrat für weitere zwei Jahre.

 

Die RhB sei eine Marke, die geliebt und geschätzt werde, sie sei ein «Love-Brand», sagte Mario Cavigelli in seiner Eröffnungsrede. Er sei stolz und sehr dankbar, Teil dieser traditionellen und geschichtsträchtigen Unternehmung zu sein und sie weiterentwickeln zu dürfen. Die Leistungen, welche das Personal bei seiner täglichen Arbeit erbringe, seien beeindruckend und die Erfolgszahlen sehr erfreulich. Gleichwohl gelte es, in den kommenden Jahren verstärkt ein Augenmerk auf die Finanzierung der RhB zu legen, um die Herausforderungen wie den geplanten Angebotsausbau, die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den generell höheren Kostendruck durch die Teuerung, die Energiekosten sowie die Personal-, Lohn- und Zinsentwicklung abfedern zu können. Cavigelli betonte: «Als RhB haben wir die Ehre, die Freude und die Motivation dranzubleiben, wenn es darum geht, für den Kanton Graubünden und seine Bevölkerung, seine Wirtschaft und seine vielen Gäste von nah und fern Züge zu fahren. Und wir haben Freude und Respekt, dabei den Rückhalt von Bevölkerung und Behörden tagtäglich zu spüren».

 

 

 

Das Gesamtprojekt Neubau Albulatunnel

 

 

 

Bei einem Projekt dieser Grössenordnung müssen verschiedenste Einflüsse berücksichtigt werden. Zum einen ist die Tunnelverbindung Teil des UNESCO Welterbes «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina», was bedeutet, dass dem Welterbestatus Rechnung getragen werden muss. Zum anderen sind Umwelt- und Sicherheitsaspekte zu beachten.

 

Der Albulatunnel zwischen Preda und Spinas wurde 1903 in Betrieb genommen und ist heute UNESCO Welterbe. Eine Zustandserfassung des über 110-jährigen Albulatunnels im Jahr 2006 brachte gravierenden Erneuerungsbedarf und erheblichen Nachholbedarf bezüglich Sicherheit: Mehr als die Hälfte der 5'864 Meter langen Tunnelröhre befindet sich in schlechtem Zustand und muss erneuert werden. Nach eingehender Prüfung der Variante «Instandsetzung» einerseits und «Neubau» andererseits, entschied sich die Rhätische Bahn 2010 für einen Neubau. Ausschlaggebende Argumente dafür waren der relativ geringe Kostenunterschied, kaum fahrplanrelevante Einschränkungen während der Bauphase und das wesentlich höhere Sicherheitsniveau einer Neuanlage. Zudem gewährt der Neubau eine hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug auf die Nachhaltigkeit.

 

 

Dem Welterbestatus Rechnung tragen


Der Albulatunnel liegt auf der Strecke Chur – Thusis – St. Moritz und ist seit 2008 Teil des UNESCO Welterbes «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina». Bei der Planung des neuen Tunnels arbeitete die Rhätische Bahn eng mit den Verantwortlichen der Denkmalpflege des Kantons und des Bundes zusammen. Sämtliche Änderungen des Erscheinungsbildes sowohl der Geländegestaltung als auch der Anlagen wurden berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden in einem «Masterplan» festgehalten und gelten als Richtschnur für den Umgang mit der historischen Bausubstanz und den neu eingefügten Bauten.

 


Nachhaltige Bauweise


Die Erschliessung der abgelegenen Baustelle erfolgt zu einem Grossteil per Bahn, wofür auf beiden Seiten des Tunnels je ein Baubahnhof erstellt wird. In den Portalbereichen werden in der Bauphase vorübergehend grössere Flächen belegt. Das anfallende Ausbruchmaterial dient als Rohstoff für die Beton- und Schotterproduktion und wird in Preda aufbereitet. Für Material ungenügender Qualität wurde im Gebiet «Las Piazzettas» bei Preda eine geeignete Geländekammer zur Ablagerung von bis zu 250 000 m3 Ausbruchmaterial gefunden.

 


Umweltverträglichkeit gewährleistet


Zum gesamten Projekt wurde ein Umweltverträglichkeitsbericht erstellt. Der Bericht zeigt die Einwirkungen der neuen Anlagen während der Bau- und Betriebsphase auf die Umwelt auf und legt die zum Schutz von Mensch, Tier, Landschaft, Luft und Wasser erforderlichen Massnahmen fest.

 

 

Sicherheit


Das Sicherheitskonzept am Albulatunnel basiert auf dem Prinzip der Selbstrettung. Die Anlage und die technische Ausrüstung erfüllen die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen an eine Bahnanlage. Im Ereignisfall ermöglichen kurze Fluchtwege und Sicherheitseinrichtungen das Verlassen der Unfallstelle durch die Querverbindungen in den Sicherheitstunnel. Die Luft im Sicherheitstunnel steht unter Druck und verhindert im Brandfall das Einströmen verrauchter Tunnelluft.



Impressionen aus Spinas

Einfahrt ab Spinas in den neuen Albulatunnel

Lichtshow im neuen Albulatunnel drinnen

Ausfahrt aus dem neuen Albulatunnel in Preda

Impressionen aus Preda


Ansprachen in Preda am 08. Juni 2024


 

 

UPDATE vom 12. Juni 2024


Rückblick

Am 02. Oktober 2018 erfolgte beim Neubau des Albulatunnels der Rhätischen Bahn (RhB) der Durchstich. In gut drei Jahren hatten die Mineure von Preda und Spinas her die 5’860 Meter lange Tunnelstrecke zwischen dem Albulatal und dem Oberengadin ausgebrochen. Damit war einer der grössten Meilensteine des 407 Millionen Franken-Projektes erreicht.

Die Mineure feiern den Durchstich beim Albulatunnel                                                                            Foto: Marcel Manhart

 

 

 

Kurz vor dem Mittag stieg die Mannschaft des Vortriebs Spinas durch die Öffnung im Fels und überreichte den Kollegen des Vortriebs Preda die Statue der Schutzpatronin der Tunnelbauer, die Heilige Barbara. Nach diesem bewegenden Moment und Dankesworten seitens Vertretern der RhB und der beteiligten Unternehmungen konnte auf die gemeinsam vollbrachte Leistung angestossen werden.

 

Insgesamt wurden 250’000 m3 Gestein ausgebrochen. Das Ausbruchmaterial dient als Rohstoff für die Beton- und Schotterproduktion und wird in Preda aufbereitet. Material von ungenügender Qualität wurde über Förderbänder zur baustelleneigenen Deponie «Las Piazzettas» bei Preda transportiert und wird dort landschaftsverträglich wieder eingebaut. Der Hauptdurchstich im Albulatunnel erfolgte knapp ein Jahr nach dem ersten, «kleinen» Durchstich: Am 17. Oktober 2017 war mit dem Durchstich in die sogenannte Kaverne die heikelste Zone des Bergmassivs, die Störzone «Raibler Rauwacke» überwunden worden.

 

Mit dem erfolgten Durchstich ging es nun an den Innenausbau des Tunnels: Dazu wurde die letzte Schicht Spritzbeton der Tunnelauskleidung aufgetragen, die Tunnelsohle freigelegt und anschliessend der Unterbau (Bankett, Dienstweg, Entwässerung) erstellt. Ebenfalls wurden die 12 Querverbindungen zwischen dem alten und dem neuen Tunnel fertiggestellt. Danach anschliessend konnte mit dem Gleisbau und der Verkabelung der Bahntechnik begonnen werden.

 

In Abstimmung mit dem Programm vom Innenausbau des Tunnels wurden auch die beiden Bahnhöfe Preda und Spinas am Albulatunnel erneuert. Sowohl Preda als auch Spinas wurden inzwischen auf den heutigen Stand der Technik gebracht und behindertengerecht ausgebaut.



 

 

Begrüssung der Gäste durch Christian Florin, Leiter Infrastruktur RhB;

dazu die Informationen zum Programmablauf.


 

 

Einfahrt mit dem Extrazug in den Albulatunnel


 

 

Ansprache zum Durchstich im neuen Albulatunnel; Christian Florin, Leiter Infrastruktur RhB,

übergibt das Wort an den Verwaltungsratspräsidenten der RhB, Stefan Engler.


 

 

Ansprache durch den RhB Direktor Renato Fasciati


 

 

Countdown im Tunnel, die letzten Meter bis zum Durchstich.


 

 

Kurz vor dem Mittag stieg die Mannschaft des Vortriebs Spinas durch die Öffnung im Fels

und überreichte den Kollegen des Vortriebs Preda die Statue der Schutzpatronin der Tunnelbauer, die Heilige Barbara.

 

 


Nach diesem bewegenden Moment und Dankesworten seitens Vertretern der RhB

und der beteiligten Unternehmungen konnte auf die gemeinsam vollbrachte Leistung angestossen werden.


 

 

Grosser Respekt! Danke nach Kärnten und allzeit Glück Auf!!


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