SBB befördert mehr Passagiere - Güterverkehr in der Schweiz unter Druck

Die SBB hat im ersten Halbjahr 2017 mehr Passagiere befördert als in der Vorjahresperiode. Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit im Personenverkehr und in den Bahnhöfen sind gestiegen. Die digitalen Verkaufskanäle legten erneut zu. Das Konzernergebnis ist gestiegen, der Schuldendeckungsgrad konnte verbessert werden. Stark unter Druck ist der Güterverkehr in der Schweiz, wie das negative Halbjahresergebnis von SBB Cargo zeigt. Der internationale Güterverkehr erzielte einen Rekordumsatz und ein positives Halbjahresergebnis; dies wird durch den langen Unterbruch der Strecke Basel–Karlsruhe beeinträchtigt werden. Die SBB unternimmt alles, um die Auswirkungen zu minimieren.

Im Personenverkehr mehr Passagiere, aber schwieriges erstes Halbjahr für SBB Cargo                          Foto: Marcel Manhart

 

 

 

Die Kundenzufriedenheit im Personenverkehr stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 0,5 auf 74,8 Prozentpunkte, jene in den Bahnhöfen legte um 2,0 auf 78,5 Prozentpunkte zu. Die Kundenpünktlichkeit verzeichnete im gleichen Zeitraum einen deutlichen Anstieg um 2,1 auf 89,8 Prozentpunkte, dies trotz der baustellenbedingt anspruchsvollen Situation in der Westschweiz. Auch die Anschlusspünktlichkeit, d.h. Anteil Reisende, die ihren Anschluss erreichen, entwickelte sich positiv und legte um 0,6 auf 96,9 Prozentpunkte zu. Dies ist auf eine effizientere Baustellenplanung zurückzuführen mit mehr Arbeiten an verkehrsarmen Wochenenden.

 

Immer mehr Kunden beziehen ihre Billetts nicht mehr am Schalter: Die Selbstbedienungsquote erhöhte sich erneut um 3,1 Prozentpunkte auf 84,5 Prozent. Dabei legten die digitalen Verkaufskanäle (Mobile, Online) um 5,8 Prozentpunkte auf einen Gesamtanteil von 32,4 Prozent wiederum stark zu. Dies verdeutlicht die wachsende Bedeutung des digitalen Wandels in den SBB Vertriebskanälen.

 

 

Konzernergebnis gesteigert – RailFit20/30 auf Kurs

 

Der Anstieg des Konzernergebnisses von CHF 72 Mio. auf CHF 152 Mio. ist vor allem auf die gute Performance im Personenverkehr und bei Infrastruktur zurückzuführen. Dies zeigt sich auch im gestiegenen Betriebsergebnis. Der Free Cash Flow nach Finanzierung durch die öffentliche Hand konnte verbessert werden, während die verzinsliche Nettoverschuldung leicht anstieg. Der Schuldendeckungsgrad sank dank des erfreulichen Betriebsergebnisses von 7,5 auf 6,7. Sofern keine unerwarteten Entwicklungen eintreten, ist der vom Bund geforderte Schuldendeckungsgrad von 6,5 2017 erreichbar.

 

Ein wesentlicher Treiber ist das im September 2016 lancierte Effizienzprogramm RailFit20/30, welches Wirkung zeigt. Das Wachstum des operativen Aufwands konnte im ersten Halbjahr auf 0,5 Prozent gedrosselt werden. Die Anzahl Mitarbeitende ist gegenüber der Vorjahresperiode um 242 auf 32 875 gesunken. Die Dringlichkeit für weitere Einsparungen ist jedoch weiterhin gegeben. Dies zeigen etwa das Ergebnis von SBB Cargo oder der steigende Betriebsaufwand durch Inbetriebnahmen wie z.B. den Gotthard-Basistunnel. Mit RailFit20/30 will die SBB den Anstieg der Gesamtkosten der Bahn dämpfen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Zugleich sollen mit gezielten Investitionen Ausbauten und attraktive, innovative Angebote ermöglicht werden.

 

 

Personenverkehr: Mehr Passagiere – Erträge stabilisiert

 

Im Personenverkehr zeigt sich die Wirkung der Preiserhöhungen ab Fahrplanwechsel 16/17. Gleichzeitig haben die Erträge im internationalen Personenverkehr zugenommen. Das Halbjahresergebnis ist von CHF 29,9 Mio. auf CHF 59,8 Mio. gestiegen. Im Vergleich zur Vorjahresperiode waren erneut mehr Passagiere in den Zügen der SBB unterwegs (+1,3 Prozent auf 1,25 Mio. Fahrgäste täglich). Allerdings hat sich die Anzahl Personenkilometer nur leicht von 9 333 auf 9 358 Mio. erhöht. Diese Abflachung des Wachstums erklärt sich zum Teil durch den Gotthard-Basistunnel, welcher die Distanz auf der Nord/Süd-Achse verringert. Zum anderen zeigt sich die Wirkung von baustellenbedingten Streckensperrungen, bei denen die Kunden auf Bahnersatz gelenkt wurden. Ende Juni waren 469 841 Generalabonnemente im Umlauf (+2,4 Prozent). Die Anzahl Halbtaxabonnemente stieg um 4,8 Prozent auf 2 439 500.

 

 

Immobilien: Weniger Verkäufe – mehr Mietertrag

 

Das Halbjahresergebnis von SBB Immobilien ging von CHF 173 Mio. auf CHF 127 Mio. zurück. Dies ist auf weniger Immobilienverkäufe im Vergleich zur Vorjahresperiode zurückzuführen. Positiv entwickelten sich die Mieterträge Dritte, die von CHF 224 Mio. auf CHF 236 Mio. anstiegen. Der Drittumsatz in den 32 grössten Bahnhöfen erhöhte sich von CHF 780 auf CHF 796 Mio.

 

 

SBB Cargo: Schwieriges erstes Halbjahr

 

SBB Cargo Schweiz ist wie die gesamte Schweizer Transportbranche mit Problemen ins 2017 gestartet. Das Halbjahresergebnis ging deutlich von CHF -4 Mio. auf CHF -25 Mio. zurück. Vor allem im Export-/Importverkehr war ein starker Einbruch zu verzeichnen, auch der Wagenladungsverkehr entwickelte sich rückläufig. Die gesamte Verkehrsleistung im Güterverkehr legte um 2,1 Prozent auf 8,58 Mrd. Nettotonnenkilometer zu. SBB Cargo International verzeichnete mit CHF 157 Mio. einen Umsatzrekord und steigerte das Halbjahresergebnis von CHF 3 auf CHF 8 Mio. – dies allerdings noch vor dem Unterbruch zwischen Basel und Karlsruhe vom 12. August 2017 bis voraussichtlich zum 2. Oktober 2017. Zudem kann das Potenzial der erneuerten Nord/Süd-Achse Gotthard aufgrund langer Stillstandzeiten an den Grenzen noch nicht voll ausgeschöpft werden. Hinzu kommt die baustellenbedingte Sperrung der Luino-Achse (Luino-Novara). Massnahmen wurden eingeleitet, z.B. hinsichtlich internationaler Koordination der Baustellen und Fahrpläne.

 

Das Ergebnis von SBB Cargo zeigt die Notwendigkeit für weitere Produktivitätssteigerungen, Automatisierungen und strukturelle Anpassungen. Denn das wirtschaftliche Umfeld wird anspruchsvoll bleiben, die Desindustrialisierung setzt sich fort. Am Markt kommt es zu Verlagerungen von Produktionsstandorten, zum Beispiel in der Stahlbranche, bis hin zu Geschäftsaufgaben von Kunden. Diese Verschiebungen wurden durch den schwachen Euro beschleunigt und führen zu einem weiteren Umsatzrückgang. SBB Cargo ist für die Veränderungen im Markt noch nicht flexibel genug und hat noch zu hohe Strukturkosten und aufwändige Prozesse. SBB Cargo will so rasch wie möglich in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Deshalb wurde ein Sanierungsprogramm aufgesetzt, mit dem bis 2020 nachhaltige Einsparungen von CHF 80 Mio. realisiert werden sollen. Diese Massnahmen werden zusätzlich zum bereits laufenden konzernweiten Effizienzprogramm RailFit20/30 ergriffen.

 

 

Infrastruktur mit positivem Ergebnis

 

SBB Infrastruktur verzeichnet mit CHF 15 Mio. ein positives Halbjahresergebnis (Vorjahresperiode: CHF -75,7 Mio.). Grund dafür sind unter anderem tiefere Verwaltungskosten und eine erhöhte Produktivität. Die Mittel aus der Leistungsvereinbarung hat die SBB zum Halbjahr zu 92 Prozent ausgeschöpft; die geplanten Unterhaltsmengen wurden grossmehrheitlich erreicht. Es wurden nicht alle Mittel benötigt, da die Produktivität gesteigert werden konnte. Ausserdem haben sich einige Investitionsprojekte verzögert, und es ist der SBB gelungen, die Effizienz im Unterhalt weiter zu steigern. Die SBB rechnet damit, dass über die ganze Laufzeit der Leistungsvereinbarung 2017-2020 alle Mittel verwendet werden.




SBB RailAway mit mehr Kunden, aber weniger Umsatz

 

Freizeitreisen mit dem ÖV sind nach wie vor sehr populär: Mit 736 453 Kunden hat RailAway 1,5 Prozent mehr Passagiere mit ihren Freizeitangeboten angesprochen als in der Vorjahresperiode. Schlechte Wetterbedingungen im Winter und ein Kaufrückgang bei Mehrtages- und Gruppenreisen sorgten für weniger Umsatz. Diese Entwicklung veranlasst RailAway dazu per 2018 das Kombi-Angebot zu verändern und den Kundenbedürfnissen anzupassen. Mit 736 453 Kunden hat RailAway zwar 1,5 Prozent mehr Passagiere mit ihren Freizeitangeboten angesprochen als in der Vorjahresperiode. Dennoch ging der Umsatz um 5,5 Prozent zurück.

 

Einerseits setzte RailAway im Winter 2016/2017 infolge der schlechten Wetterbedingungen weniger Snow'n'Rail-Kombis ab, die umsatzmässig stärker zu Buche schlagen als die übrigen Winterangebote im Sortiment. Des Weiteren wurden gegenüber dem Vorjahr weniger Mehrtagesreisen und weniger massgeschneiderte Gruppenreisen verkauft.

 

Nicht den Erwartungen entsprechend verlief auch der Verkauf von Angeboten im Segment «Ruhe und Entspannung» mit 23,2 Prozent weniger Verkäufen als im Vorjahr. Dies ist darauf zurückzuführen, dass nachfragestarke Produkte fehlen. Besonders begehrt waren hingegen Kunst- und Kulturangebote mit einem Plus von 53,2 Prozent. Hierzu beigetragen hat vor allem das Portfolio der Kunsthäuser in der Schweiz – allen voran die Ausstellung «Monet» in der Fondation Beyeler.

 

Gegenüber dem Vorjahr positiv entwickelt haben sich im Tagesausflugsbereich vor allem Angebote der Linie «Natur-/Attraktionen erleben», was allgemein einem Trend entspricht. Der Verkauf dieser Kombi-Angebote konnte um 22,5 Prozent gesteigert werden. Ebenfalls erfreulich entwickelt hat sich auch die Linie «Sommer aktiv

erleben», hierzu zählen unter anderem beliebte Wanderangebote, die sich in den Verkaufszahlen von RailAway wiederspiegeln.

 

Generell ist festzuhalten, dass Schweizerinnen und Schweizer in ihrer Freizeit gerne und oft die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Da das Sortiment an Freizeitfahrausweisen allerdings über die Jahre hinweg immer weiter ausgebaut wurde und in Ergänzung zum fix gebündelten RailAway Kombi-Angebot oft attraktiver ist, haben Kunden heute oft die Qual der Wahl bei der Buchung des Freizeitangebotes.

 

Diesem Umstand trägt RailAway mit der neu erarbeiteten Strategie Rechnung: Spätestens ab April 2018 werden ÖV-Reisende ihr Kombi-Angebot individuell zusammenstellen können. Dies bedeutet, dass künftig alle ÖV-Reisenden, ungeachtet mit welchem Fahrausweis sie reisen werden, von rabattierten Freizeitleistungen an den Bahnhöfen und auf  www.sbb.ch/freizeit  profitieren können.

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