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RhB Weltrekordversuch: Details zum Ablauf bekannt

 

In knapp einem Monat ist es so weit: Die Rhätische Bahn (RhB) unternimmt auf der UNESCO Welterbestrecke vom Albulatunnel in Preda bis zum weltbekannten Landwasserviadukt kurz nach Filisur den Versuch, den längsten Reisezug der Welt fahren zu lassen. Die insgesamt 3'000 Tickets für den Publikumsevent in Bergün wurden Anfang August innert weniger Tage verkauft. Der Weltrekordversuch wird vom Medienpartner Blick TV per Livestream übertragen. Unterdessen sind weitere Details zum Event und zu Attraktionen im Bahndorf Bergün bekannt.

Die extra dafür gestaltete Ge 4/4 III 644 wirbt auf den Bündner Schienen für den Weltrekordevent        Foto: Marcel Manhart

 

 

Am Samstag, 29. Oktober 2022 wird die RhB mit 25 vierteiligen Capricorn-Triebzügen über die Albulalinie fahren. Der 1.91 Kilometer lange Rekordzug wird in der Nacht auf Samstag und am Samstagvormittag im Albulatunnel wie eine Perlenschnur aufgereiht. Anschliessend wird dieser um 14 Uhr in Preda starten, wo während rund vier Minuten der Zug aus dem Tunnel rollt. Der Zug fährt mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 35 km/h über Brücken und durch Kehrtunnels. Gegen 14.25 Uhr legt der Rekordzug in Bergün einen zehnminütigen Halt ein, bevor er gegen 15.15 Uhr sein Ziel erreicht: die spektakuläre Überquerung des Landwasserviaduktes. Anschliessend wird der Rekordzug vor der Station Alvaneu sorgfältig wieder in seine Einzelteile zerlegt und die Capricorn-Triebzüge dem Regelverkehr übergeben. Ab Sonntag, 30. Oktober 2022, gilt wieder der normale Fahrplan.

 

 

Festgelände, Ausstellung und Bahndorf

 

Ausgangs Bergün wird ein Festgelände aufgebaut, wobei der Zutritt zum Festzelt mit Unterhaltungsprogramm ausschliesslich für die 3’000 Besucherinnen und Besucher, welche sich Anfang August ein Ticket ergattern konnten, möglich sein wird. Nebst verschiedenen Konzerten gibt es auch den Bündner Comedian Flurin Caviezel zu sehen. Auf dem Festgelände wird Märklin den Weltrekordzug mit 25 Capricorn-LGB-Modellzügen zeigen. Dieser Modellzug im Format 1:22,5 wird eine Länge von rund 80 Metern haben. Der Weltrekordversuch selbst wird mit einer rund zweistündigen Sendung auf Blick TV (www.blick.ch) übertragen. Auf dem grossen Outdoor-Screen in Bergün kann der Weltrekordversuch live verfolgt werden. Und nicht zuletzt wird der Livestream auch anlässlich der Eröffnung des neuen Kinokomplex in Chur gezeigt. 

 

Am Bahnhof selbst zeigen die Partner der RhB ihr Können. So ist beispielsweise das Gleisbau-Unternehmen SERSA mit seiner grossen Schotterreinigungsmaschine und einem Loksimulator präsent. Siemens ermöglicht mit Augmented Reality Bahnerlebnis pur. Die Partner ABB und Repower informieren über Elektromobilität. Das Bahnmuseum Albula ist offen, Märklin und BEMO zeigen zusätzlich diverse Modelleisenbahnen. Das ganze Bahndorf Bergün ist in Bewegung. Es gibt Dorfführungen und das Ortsmuseum ist geöffnet. Für das leibliche Wohl werden Verpflegungsmöglichkeiten eingerichtet. 

 

 

Spezialfahrplan und Fahrverbot

 

Am 29. Oktober 2022 gilt auf der Albulalinie der RhB ein Spezialfahrplan. Dieser ist auf www.rhb.ch/weltrekord abgebildet und im Online-Fahrplan publiziert. Reisende ins/vom Engadin werden über die Vereinalinie via Prättigau geleitet. Für Gäste aus dem Engadin und aus dem Süden sind zudem Sonderbusse über den Julierpass im Einsatz. Gleichzeitig wird die Albulapassstrasse von 6 bis 22 Uhr zwischen Filisur und La Punt für den Strassenverkehr gesperrt – ausgenommen für Anwohnerinnen und Anwohner. Drohnenflüge entlang der Bahnstrecke sind zwischen 13 und 17 Uhr aus Sicherheitsgründen untersagt.

 

 

 

Zahlen und Fakten zum Weltrekordversuch

  • 24‘930 Meter lang ist die Weltrekordstrecke von Preda bis Alvaneu
  • Dabei werden 789.4 Höhenmeter (Preda = 1788.7 m ü.M.; Alvaneu = 999.3 m ü.M.) überwunden
  • Der Weltrekordzug wird 30 bis 35 km/h fahren
  • Die Rekordfahrt dauert rund 46 Minuten
  • Der Zug setzt sich aus 25 Kompositionen mit jeweils vier Wagen der neuen Capricorn-Triebzüge zusammen
  • Der Zug ist total 1,91 Kilometer lang
  • Rund 2990 Tonnen beträgt das Gewicht des Rekordzuges
  • Der Weltrekordzug hat insgesamt 4‘550 Sitzplätze, von welchen 150 von geladenen Gästen besetzt sein werden. 
  • Die Kommunikation innerhalb des Zuges wird mittels eines fast 2 Kilometer langen Feldtelefon vom Zivilschutz sichergestellt. 
  • Zusätzlich werden im Zug 7 Lokführer und 21 Techniker eingesetzt, um den Zug fahren zu können. 
  • Der Albulatunnel wird während rund 12 Stunden für den Bahnverkehr gesperrt sein.
  • Die Züge verkehren in diesen 12 Stunden nur bis Bergün
  • Während dem Weltrekordversuch ist die Strecke während rund 4 Stunden zwischen Tiefencastel und Bergün für den Bahnverkehr gesperrt

 

 

Technische Herausforderungen

 

Noch nie fuhr ein so langer Personenzug auf der Welt, geschweige denn im Hochgebirge auf einer Schmalspurbahn mit engen Kurvenradien, vielen Tunnels und Viadukten. Daraus ergeben sich verschiedene Herausforderungen, die im Vorfeld und während der Fahrt gemeistert werden müssen.

 

 

Synchrone Steuerung Zugverband und Bewältigung Bremskräfte


Die 25 Züge müssen alle gleichzeitig beschleunigen oder abbremsen, obwohl jeweils nur vier Züge vom gleichen Führerstand aus gesteuert werden können. Eine elektrische Schleife stellt sicher, dass im Falle einer Schnellbremsung alle Züge gleichzeitig bremsen. Aufgrund des grossen Gewichts des Zuges (2'850 t ohne Fahrgäste) wirken sehr hohe Kräfte auf die Infrastruktur und Wagenkästen, falls sich Teile des Zuges nicht synchron verhalten. Eine separate Gegensprechanlage im Zug, Training der Lokführer und klare Befehle sorgen für das entsprechende Ergebnis. Zudem wird für die Fahrt des Rekordzuges eine spezielle Software geladen und die mechanische Bremsleistung reduziert.

 

Rekuperation und Auswirkungen auf Netzbelastung 


Auf der Talfahrt wird der Zug vollständig über elektrische Rekuperation abgebremst. Dadurch wird Strom produziert, der an die Fahrleitung abgegeben wird und von anderen Zügen auf dem Streckennetz der RhB (aber auch anderen Bahnen im In- und Ausland) verwendet werden kann. Zusätzlich kann der überschüssige Strom auch über Umrichter ins öffentliche Netz (z.B. in Bever) abgegeben werden. Die grosse Herausforderung ist, dass sich die Spannung der Fahrleitung zu stark erhöhen könnte (normalerweise 11'000 Volt), da im selben Abschnitt 25 Züge synchron Strom abgeben. Die Überspannung könnte von einzelnen Systemen, die am Bahnstrom hängen, nicht aufgenommen werden. Hierzu fanden diverse Tests statt und es werden Massnahmen für die Rekordfahrt getroffen (u.a. Beschränkung Geschwindigkeit und Beschleunigung, Reduktion Rekuperation durch Spezialsoftware Zug, präventives Umhängen von Systemen auf Ortsnetz-Stromversorgung). 

 

 

Verbindung der Züge


Die einzelnen 4-teiligen-Teilzüge (Capricorns) sind mit einer voll-automatischen Kupplung verbunden. Jeweils vier Züge werden von einem Lokführer gesteuert. Zwischen jeweils vier Capricorn-Zügen wird mechanisch und pneumatisch, aber nicht elektrisch gekuppelt. Dafür werden zusätzliche Sicherheitssteuerleitungen zwischen den Zügen verlegt. 



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