Am heutigen Medienanlass im Tessin zog eine Delegation von SBB-Vertretern unter der Leitung von CEO Andreas Meyer Bilanz über die ersten acht Monate seit der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels. Gleichzeitig blickte die SBB in die Zukunft, die von der Mobilitätsrevolution und Grossinvestitionen geprägt sein wird.
Vor der Einfahrt in den Bahnhof Chiasso Foto: Marcel Manhart
In den ersten acht Betriebsmonaten wurden die Erwartungen bezüglich des Gotthard-Basistunnels erreicht und teilweise übertroffen: Dank des Tunnels sind die Fahrzeiten für die Reisenden um etwa 30 Minuten kürzer, und im Vergleich zur gleichen Periode des Vorjahres hat der Verkehr zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin um rund 30 Prozent zugenommen. Pro Tag fahren durchschnittlich 10 400 Kunden durch den Gotthard-Basistunnel.
Um der höheren Nachfrage während der Feiertage (Ostern, Pfingsten, 1. August) nachzukommen, verkehrten rund 100 Zusatzzüge. Am Medienanlass vom 2. August 2017 zog die SBB Spitze Bilanz und blickte gleichzeitig nach vorne: Grossinvestitionen, Mobilität der Zukunft und Arealentwicklung standen dabei im Fokus.
Neue Bahnhöfe und Ticino Ticket: Mehrwert für eine boomende Region
Der Kanton Tessin erlebt zurzeit einen wahren Tourismus-Boom, der vor allem der Attraktivität des Gotthard-Basistunnels zu verdanken ist. Dies trägt auch zum grossen Erfolg des Ticino Tickets bei, für das sich die Regierung stark eingesetzt hat und das von der SBB mit einer Million Franken mitfinanziert wurde. Im Jahr 2017 wurde es bereits von 250 000 Touristen im Tessin genutzt. Aufgrund dieses Erfolges hat die SBB auch für das Jahr 2018 die Finanzierung des Ticino Tickets mit 300 000 Franken garantiert. Damit hat die SBB ihr Engagement für das Tessin bekräftigt, wo die regionale Mobilität bis zum Jahr 2020 komplett revolutioniert wird und an zahlreichen Bahninfrastrukturen wichtige Renovierungs- und Erneuerungsarbeiten durchgeführt werden.
Nach der Einweihung der neuen Bahnhöfe Bellinzona (30 Millionen Franken) und Lugano (40 Millionen Franken) im letzten Jahr ist nun der Bahnhof Locarno an der Reihe: Für den Umbau, der bis 2019 dauert und das Originalgebäude aufwerten soll, investiert die SBB über 11 Millionen Franken. In der Zwischenzeit werden die nächsten wichtigen Schritte für die Mobilität geplant: Mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels Ende 2020, der die Fahrzeiten zwischen Lugano und Bellinzona sowie Lugano und Locarno verkürzt (von rund 30 auf 14 Minuten bzw. von rund 60 auf 31 Minuten), entsteht die «Stadt Tessin» - mit bedeutenden Verbesserungen für den Personen- und den Güterverkehr. Die Arbeiten, die von 2017 bis 2020 auf der Tessiner Eisenbahnachse erfolgen, umfassen unter anderem die Erhöhung der Tunnel, den sogenannten 4-Meter-Korridor sowie den Ausbau der Gleise für 750-Meter-Züge. So können auf der Nord-Süd-Achse künftig höhere und längere Züge verkehren.
Allgemeiner Ausblick für das Tessin: Die Fortschritte sind greifbar
Wie der Liste in der Gesamtperspektive «Tessin», dem von Regierung und SBB im Dezember 2016 unterzeichneten Arbeitsprogramm, zu entnehmen ist, laufen zurzeit zahlreiche Projekte im Tessin. Über die aktuellen Entwicklungen dieser Projekte wird bei dem für den 3. August 2017 geplanten Treffen im Detail mit der Regierung gesprochen werden. Im Rahmen dieses Dokuments zielen die aktuellen Diskussionen in erster Linie auf die Aktionspläne bis 2020 ab. Diesbezüglich erwähnenswert sind: die Leventina-Fernleitung, der Mobilitätshub von Locarno, das «Tram-treno nel Vedeggio» und die Ferrovia Mendrisio-Varese. Schliesslich wird auch auf die Zeit nach 2020 geblickt, in welcher der Abschnitt Süd des Bahnhofs Lugano sowie seine Funktion als Mobilitätshub im Vordergrund stehen.
Auch das Werk Bellinzona nimmt in der Gesamtperspektive eine Rolle ein. Die SBB evaluiert gemeinsam mit dem Kanton den Bau eines neuen Gebäudes für das Werk Bellinzona und das Unterhaltszentrum. Der Platz für die Errichtung des neuen Baus könnte in der Gegend um Bellinzona gefunden werden. Das heutige Areal könnte seinerseits für Kanton und Stadt eine Aufwertung erfahren. Die Evaluierung möglicher Ersatzorte stellt sicher eine wichtige Herausforderung dar, an der alle Beteiligten gemeinsam arbeiten müssen. Denn für die bahntechnische Entwicklung im Werk müssen die notwendigen Bedingungen garantiert werden. Die geplanten Investitionen sind beachtlich; daher ist eine Finanzierung durch die SBB und durch Kanton und Bund notwendig, um eine konkrete Chance für diesen Entwicklungsplan gewährleisten zu können.
Vision 40/50 Chiasso: über 240 Millionen für die Entwicklung
Ein weiteres wichtiges Thema des Tages war die Entwicklung der Bahn in Chiasso. Dieses wichtige Gebiet wird sich in den nächsten Jahren massgeblich wandeln. Die SBB investiert über 240 Millionen Franken, um dem möglichen Anstieg im Güter- und im Personenverkehr ab 2020 nachzukommen und die Sicherheit und den Komfort der Reisenden im Bahnhof dank erhöhten Perrons, längeren Unterführungen und Aufzügen sicherzustellen.
Bei der Diskussion geht es um die mittel- und langfristige Entwicklung des gesamten Bahnhofareals. Bis zum Jahr 2021 wurde die Neudimensionierung der Gebäude der schweizerischen und der italienischen Post geplant; in diesem Gebiet könnte ein Platz für die Bevölkerung und den kombinierten Verkehr mit zahlreichen Bike+Rail-Parkplätzen entstehen. Die Gesamtinvestitionen betragen etwa 4 Millionen Franken. Es gilt nun, das Amt für Kulturgüter vom Projekt zu überzeugen.
Sanierung des Bahnhofs Chiasso und der Modeschule (SAMS/STA)
Bis 2025 stehen umfassende Sanierungsarbeiten am Bahnhof Chiasso an. Das Gebäude erfüllt die verlangten Standards nicht mehr; mit einer Investition von 7 Millionen Franken soll es den Anforderungen der Kunden und der kombinierten Mobilität angepasst, seine Gewerbeflächen sollen optimiert werden.
Der Bereich A, ein Gebiet von etwa 10 000 Quadratmetern im städtischen Zentrum, wird als gemischtes Industriegebiet klassifiziert; die Nutzung als Büro-, Logistik- und Gewerbefläche bleibt kurz- und mittelfristig unverändert. Zwischen 2015 und 2017 hat die SBB die Dächer der Gebäude der Lager Z im Gebiet Balerna saniert und dort im Anschluss die drittgrösste Photovoltaikanlage der Schweiz installiert. Dafür wurden insgesamt rund 12 Millionen Franken investiert.
Für die Modeschule (SAMS/STA) laufen die Verhandlungen zwischen Kanton und SBB noch; eine Entscheidung über die Zukunft wird bis zum Herbst dieses Jahres erwartet.
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