Die Rhätische Bahn (RhB) und Stadler haben heute mit circa 120 Gästen aus Wirtschaft und Politik den Roll-out des neuen «Capricorn» (Rätoromanisch für Steinbock) für den grössten Kanton der Schweiz gefeiert und den neuen Triebzug zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Mit diesen Zügen ist in Graubünden erstmals der Flügelzugbetrieb möglich. Damit kann auf einspurigen Strecken der Halbstundentakt ohne aufwendige Streckenausbauten realisiert werden. Insgesamt baut Stadler für die RhB 36 vierteilige Züge. Es ist die grösste Beschaffung von neuem Rollmaterial in der Geschichte der RhB.
Der RhB «Capricorn» anlässlich der Präsentation im Stadler-Werk Altenrhein Foto: Marcel Manhart
Renato Fasciati, Direktor der RhB, und Thomas Ahlburg, Group CEO von Stadler, haben heute gemeinsam den «Capricorn» erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Rund 120 geladene Gäste aus Wirtschaft und Politik verfolgten in Altenrhein live die spektakuläre Einfahrt des neuen Triebzuges. Die beiden CEOs zerschnitten am Roll-out zeremoniell ein rotes Band beim Ausstieg aus dem neuen Zug. Der Roll-out ist einer der wichtigsten Meilensteine im Entstehungsprozess eines Schienenfahrzeugs. In der Branche ist es üblich, dass dieser Moment gebührend gefeiert wird.
Ende Juni 2016 hat die RhB bei Stadler die elektrischen Niederflurtriebzüge für 361 Millionen Schweizer Franken bestellt. Für die RhB ist es die grösste Beschaffung von Rollmaterial ihrer Geschichte. Die *36 «Capricorns» tragen wesentlich zur Modernisierung der bestehenden RhB-Flotte bei und ermöglichen dem Bündner Bahnbetreiber einen Leistungssprung in der Produktivität. Die RhB plant den Einsatz der ersten neuen vierteiligen Züge auf der Strecke Landquart–Davos–Filisur ab Spätherbst 2019. Voraussichtlich 2021 wird mit dem Flügelzugbetrieb Landquart–Klosters–Davos/St. Moritz begonnen. Die Züge kommen auch in der Surselva und im Unterschnitt zum Einsatz. Getreu dem zukünftigen Einsatzgebiet der neuen Züge, war der Anlass ganz bündnerisch geprägt: Comedian Claudio Zuccolini führte durch das Programm und die Gäste wurden mit Bündner Spezialitäten verwöhnt.
Mit der Verabschiedung der neuen «Strategie 2030» gab der Kanton Graubünden der RhB grünes Licht für die Beschaffung von zusätzlichen 20 Triebzügen, womit die Anzahl auf insgesamt 56 Einheiten ansteigt.
Renato Fasciati: «Ein Meilenstein in zweierlei Hinsicht»
«Der neue «Capricorn» ist in zweierlei Hinsicht ein Meilenstein. Einerseits können wir damit unseren Fahrgästen mehr Komfort bieten. Mit der sukzessiven Inbetriebnahme der neuen Züge werden wir auf dem ganzen Stammnetz modernes, behindertengerechtes Rollmaterial unterwegs haben. Zweitens ist es mit einem Auftragswert von 361 Millionen Schweizer Franken das grösste Beschaffungsprojekt in unserer Geschichte. Die neuen Züge bedeuten einen markanten Produktivitätssprung für den Bahnverkehr in Graubünden. Wir freuen uns, dass wir mit Stadler einen langjähren Partner zur Seite haben, mit dem wir dieses Projekt erfolgreich realisieren können», sagte Dr. Renato Fasciati.
Thomas Ahlburg: «Freude, einen Zug für Schweizer Schienen zu bauen»
«Wir sind sehr stolz, heute zusammen mit der RhB den neuen Zug für Graubünden zu präsentieren. Das ganze Stadler-Team freut sich immer sehr, wenn wir als Schweizer Hersteller einen Zug für die Schweizer Schienen bauen dürfen. Bereits seit 1963 dürfen wir sowohl Züge, als auch Lokomotiven und Wagen für die RhB bauen. Das über die Jahre stetig aufgebaute Vertrauen und gegenseitige Kennen hat massgeblich dazu beigetragen, dass der Zug so schnell entwickelt und gebaut wurde. Die robusten und komfortablen Züge werden den Fahrgästen der RhB viel Freude bereiten», betonte Dr. Thomas Ahlburg am heutigen Festanlass.
Das Prinzip des «Flügelns»
Neu an diesem Zug ist der Flügelzugbetrieb. Bei diesem werden mehrteilige Züge unterwegs getrennt, was als «Flügeln» bezeichnet wird. Die beiden Teilzüge fahren zu verschiedenen Zielen weiter. In der Gegenrichtung werden die beiden Teile wieder vereint und fahren gemeinsam weiter. Damit kann auf der einspurigen Strecke zwischen Landquart und Klosters der Halbstundentakt ohne aufwendige Streckenausbauten realisiert werden. Um einen reibungslosen Flügelzugbetrieb zu gewährleisten, verfügen die «Capricorns» über automatische Kupplungen.
Die vierteiligen Züge verfügen über 164 komfortable Sitzplätze, davon 35 in der 1. Klasse. Den Reisenden stehen in allen Abteilen Steckdosen zur Verfügung. Das moderne Fahrgastinformationssystem hält die Fahrgäste über ihre Reise auf dem Laufenden. Speziell ist dabei die Übertragung des Ausblicks aus der Frontkamera im Führerstand. Dass sich, wie in den meisten RhB-Zügen, auch beim neuen «Capricorn» in allen Abteilen Fenster öffnen lassen, wird das Fahrerlebnis durch Graubünden zusätzlich erhöhen. Dank den grossen Multifunktionsabteilen bieten die «Capricorns» auch ausreichend Platz für Fahrräder, Skier und andere Sportgeräte sowie für Kinderwagen und Gepäck.
Die Züge fahren mit einer Betriebsgeschwindigkeit von maximal 120 Stundenkilometern und sind auch auf Personen mit eingeschränkter Mobilität ausgerichtet. Drei der vier Wagen verfügen über einen Niederflureinstieg. Zudem ist der Zug mit einer behindertengerechten Toilette, Rollstuhlplätzen und taktilen Beschriftungen für Sehbehinderte ausgerüstet. Eine Brandbekämpfungsanlage sorgt für ein sicheres Reisen.
Moderator Claudio Zuccolini (heute "Zugolini", wie er selber sagte...) eröffnete zusammen mit
Renato Fasciati, Direktor der RhB, und Thomas Ahlburg, Group CEO von Stadler die Feierlichkeiten
Roll-out RhB «Capricorn» im Stadler Werk Altenrhein
Ein erster Rundgang durch den neuen RhB Flügeltriebzug
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