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Der Innsbrucker ÖBB-Tower steuert den Bahnverkehr im Westen

Die ÖBB-Betriebsführungszentrale (BFZ) in Innsbruck ist das Gehirn des Bahnverkehrs im Westen. Rund 1.000 Zugfahrten täglich werden von hier aus im Bereich zwischen Saalfelden und Hohenems gesteuert. Vor 10 Jahren ging in Innsbruck die österreichweit erste ÖBB-Betriebsführungszentrale in Betrieb.

Fahrdienstleiterin Regina Rauth, erst seit Kurzem in der BFZ Innsbruck, an ihrem Arbeitsplatz                 Foto: ÖBB/Kapferer

 

 

 

 

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache für sich. Rund 1.000 Züge täglich, ca. 910 Weichen und 2.650 Signale sowie die Kundeninformation auf 124 von 128 Bahnhöfen und Haltestellen werden von hier aus zentral gesteuert. Man könnte diese Aufzählungen natürlich noch endlos weiterführen. Die Rede ist vom Gehirn bzw. der Steuerzentrale für den Bahnverkehr im Westen, der ÖBB Betriebsführungszentrale (BFZ) in Innsbruck. Anfang Dezember 2008 wurde in der Tiroler Landeshauptstadt die erste von österreichweit insgesamt fünf Betriebsführungszentralen in Betrieb genommen. War es damals noch der rund 80 Kilometer lange Streckenabschnitt vom Brenner bis nach Brixlegg, der zentral gesteuert wurde, erstreckt sich der Zuständigkeitsbereich zehn Jahre später von Saalfelden im Pinzgau über das Tiroler Inntal, inklusive der viergleisigen Unterinntaltrasse, dem Wipptal, bis nach Hohenems in Vorarlberg. Rund 73 Prozent des Hauptnetzes in Tirol und Vorarlberg werden von den Profis, die im ÖBB Tower sitzen, bedient und überwacht. Bis zum Jahr 2031 sollen die restlichen 27 Prozent folgen, die von Innsbruck aus zentral gesteuert werden. Die rund um die Uhr besetzte High-Tech-Betriebsführungszentrale in Innsbruck mit ihren über 160 Kilometern an Datenleitungen im Haus, ist damit das Herzstück des Schienenverkehrs.

 

 

„Das Gehirn“ des Bahnverkehrs

 

Vergleichbar mit der Leitstelle von Einsatzkräften oder dem Tower am Flughafen, laufen in der BFZ alle Informationen zum Bahnverkehr zusammen. Auf einer Ebene stehen im Großraumbüro auf 300 m² insgesamt 19 High-Tech Arbeitsplätze zur Verfügung. Jeder einzelne Arbeitsplatz verfügt über elf Monitore, wo sämtliche Informationen per Mausklick abrufbar sind. So können von der BFZ in Innsbruck hunderte verschiedene Zugfahrstraßen zentral bedient werden. In Summe sind derzeit 105 hochqualifizierte Mitarbeiter (davon 5 Frauen), abwechselnd in zwölf-Stunden Schichten mit modernsten Computersystemen für die Abwicklung des Zug- und Verschubverkehres im Team vereint. So arbeiten in 3 Zuglenkbereichen verschiedene Fahrdienstleiterspezialisten Schulter an Schulter zusammen, um den Bahnbetrieb abzuwickeln. Zudem sitzt der so genannte Notfallkoordinator, erster Ansprechpartner der externen Hilfskräfte bei außergewöhnlichen Ereignissen, im selben Raum. Die Abwicklung von Zug fahrten erfolgt weitgehend automatisiert – doch der Faktor Mensch ist natürlich weiterhin das A und O. Moderne Systeme unterstützen die Fahrdienstleiter bei der Steuerung und Überwachung aller Elemente und sorgen für sichere Fahrstraßen im Zug- und Verschubbetrieb. Die Kommunikation zu den Lokführern wird durch ein digitales Funksystem sichergestellt.

 

 

Sicherheit, Pünktlichkeit und Information

 

An Werktagen sind es derzeit rund 1.000 Zugfahrten, die in der Betriebsführungszentrale in Innsbruck koordiniert und abgewickelt werden. Die jüngste Generation elektronischer Stellwerke und die ausgereifte Fernsteuertechnik ermöglichten es, die Steuerung und Disposition des Schienenverkehres in Betriebsführungszentralen zu konzentrieren. Grundlage dafür sind leistungsstarke Datennetze sowie ausgereifte Informations- und Kommunikationssysteme. Sicherheit, Pünktlichkeit und die Information der Kundinnen und Kunden sind die wesentlichen Hauptaufgaben der Bediensteten in den ÖBB-Betriebsführungszentralen. So wird die Kundeninformation auf 117 von 121 Verkehrsstationen in Tirol und Vorarlberg zentral von der BFZ mittels AURIS (automatisches Reisendeninformationssystem) betrieben. Mit den Betriebsführungszentralen konnte die Pünktlichkeit nachweislich erhöht und die Kundeninformation wesentlich verbessert werden.

 

 

Abläufe wurden optimiert

 

Durch die Bündelung unterschiedlicher Arbeitsbereiche an einem Standort ergeben sich mehrere Vorteile. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich bei ihren Aufgaben gegenseitig entlasten, zudem werden die Informationswege verkürzt, da die früher erforderlichen Ferngespräche durch den direkten und persönlichen Kontakt ersetzt wurden. Zugleich hat sich der Verantwortungsbereich der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöht, da auch der Einflussbereich größer ist, als er es früher in den einzelnen Bahnhöfen war. Um dies zu realisieren, waren zum einen die Entwicklung und der Einsatz eines leistungsfähigen Automatikbetriebes, sowie die Qualifizierung der Mitarbeiter erforderlich. Zum anderen werden unterschiedliche Tätigkeiten eines Fahrdienstleiters, welche früher im Unterwegsbahnhof anteilig wahrgenommen wurden, in der Betriebsführungszentrale auf einzelne, teilweise neu geschaffene, Tätigkeitsfelder für einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konzentriert.

 

 

Ressourcen werden in der BFZ gebündelt

 

Der Zugverkehr in Westösterreich wurde und wird insbesondere auf den Hauptachsen immer dichter. Zudem hat sich auch die Geschwindigkeit erhöht. Das sind die Gründe, um durch weitgehende Automatisierung und zentrale Steuerung den Bahnbetrieb leistungsfähiger und effizienter zu gestalten bei höchstmöglicher Pünktlichkeit und Sicherheit. Das bedingt natürlich, dass einige Mitarbeiter in die Betriebsführungszentrale wechseln und alle anderen an den Bahnhöfen zum Einsatz kommen, die noch vor Ort betrieben werden. Mit der Umsetzung der Betriebsführungszentrale ist der Personalbedarf insgesamt zwar gesunken, wir benötigen aber für die Zukunft weiterhin Fahrdienstleiter.

 

 

BFZ Innsbruck „Zahlen – Daten – Fakten“:

 

- Beschäftigte: 105 (davon 5 Mitarbeiterinnen)

- Qualifikation: Fahrdienstleiterin bzw. Fahrdienstleiter

- Täglich besetzte Arbeitsplätze: 19

- Monitore pro Arbeitsplatz: 11 Monitore

- Bereich BFZ Innsbruck: Saalfelden im Pinzgau – Inntal – Wipptal – bis Hohenems

- Streckenlänge in km: 367

- Anzahl Zugfahrten täglich: ca. 1.000

- Anzahl Zugkilometer täglich: 35.000

- Anzahl Weichen / Signale: ca. 910 Weichen / ca. 2.650 Signale

- Kundeninformation: 124 von 128 Verkehrsstationen in Tirol und Vorarlberg werden von der BFZ mittels AURIS betrieben

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Kommentare: 1
  • #1

    Neugebauer Wolfgang (Montag, 15 Juli 2024 08:48)

    am 12.7.2024 führen meine Enkelkinder, meine Frau und ich mit dem Zug EC 82 von Venedig nach Innsbruck. In Venedig kam der Zug bereits 60 min. zu spät an und eine sehr rührige aber absolut überforderte Schaffnerin erklärte, wir könnten in Innsbruck vielleicht den Zug RJX 367 noch erreichen.(unser Ziel war Vöcklabruck).Nicht nur , dass die Fahrt desaströs war, kam der Zug in Innsbruck um 20,18 Uhr an. Hätte man soviel Gefühl für Kundendienst gehabt und den RJX 367 erst 5 (fünf) Minuten später abfahren lassen, hätten eine Menge Reisender ihren Anschluß doch noch erreicht.
    Eine solche Dummheit und Ignoranz zeichnen die ÖBB aus. Wegen lächerlichen 5 Minuten - nach einer Dauerverspätung von einer Stunde - mussten wir dann mit 9 und 12 jährigen Kindern um 3 (drei !! ) Uhr Nachts von Salzburg weiterfahren.
    Dieses "Kundenservice" und diese tiroler Präpotenz sind nicht zu verstehen und fördern das sowieso schon "angeschlagene" Image unseres österr. "Superbetriebes".
    Bereits NACH Ankunft des verspäteten Zuges in Innsbruck und nach Abfahrt des RJX 367, wird man am Handy 2 x informiert, dass man den RJX 367 nicht mehr erreichen werde.
    Wie dumm und ahnungslos muss diese Person sein, die so etwas veranlasst. Und wie falsch an seinem Arbeitsplatz muss jene Person sein, die einen Zug aus Kundendienstgründen nicht lächerliche 5 Minuten zurückhalten kann. Alle diese Personen sind für eine Kündigung reif, weil sie eigentlich nicht den Sinn Ihres Jobs kapiert haben. Dass diese Person oder -nen die ÖBB auch Geld für etliche Übernachtungen und Fahrpreisvergütungen kosten, spielt scheinbar ebenfalls keine Rolle. Dieser Fall zeigt auf, dass "künstliche Intelligenz" wirklich besser zu sein scheint, als das geistige Eignungsvermögen eines Fahrdienstverantwortlichen. Sie werden verstehen, dass solche Ereignisse sicherlich auch für die Presse interessant sind.
    Ich wünsche den ÖBB und speziell der oder den Fahrdienstverantwortlichen in Innsbruck weiterhin solche imageerhöhenden Schildbürgerstreiche. BRAVO - weiter so dumm !!