Die Planungspartner Bundesamt für Verkehr (BAV), Kanton Bern, BLS und SBB haben Richtungsentscheide zum Ausbau der Kapazitäten der Bahnanlagen im Raum Bern im Zeithorizont 2030 getroffen. Vorgesehen sind namentlich neue Entflechtungsbauwerke in Holligen, südlich des Bahnhofs Wankdorf und in Gümligen. Im Gegenzug wird auf ein drittes Gleis im Aaretal und einen Teil des Ausbaus der Gleisanlagen bei der westlichen Ausfahrt des Bahnhofs Bern verzichtet. Zusammen ermöglichen diese Projekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund 1,4 Milliarden Franken mehr Verbindungen im Regional- und Fernverkehr und eine bessere Pünktlichkeit.
Bern Wankdorf: Die ersten Bauarbeiten der «Entflechtung Wylerfeld» haben bereits begonnen Foto: Marcel Manhart
Mit dem Volksentscheid zur Finanzierung und zum Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI) im Jahr 2014 wurde auch grünes Licht für einen weiteren Ausbau des Bahnknotens Bern und der Bahnlinie im Aaretal zwischen Gümligen und Münsingen gegeben. Das BAV, der Kanton Bern, die BLS, und die SBB haben nun die weitere Planung konkretisiert getroffen. So soll in Holligen ein ähnliches Entflechtungsbauwerk gebaut werden, wie es derzeit im Berner Wylerfeld entsteht. In Holligen verzweigen sich die Linien nach Freiburg, Kerzers/Neuenburg und ins Gürbetal resp. nach Schwarzenburg. Ein Tunnel soll diese Verkehrsströme entflechten und erlauben, dass das Angebot weiter ausgebaut werden kann.
Verzicht auf Ausbau von Gleisanlagen im Westen des Bahnhofs Bern
In einer früheren Planungsphase war angedacht, im Westen des Bahnhofs Bern sämtliche Perrons zu verlängern und die Gleisanlagen neu zu gestalten. Die vier Planungspartner haben aber nun Lösungen gefunden, dank denen auf einen Teil des Umbaus verzichtet werden kann. Dadurch können bestehende Abstellflächen erhalten und die Kosten gesenkt werden. Investitionen in einem dreistelligen Millionenbetrag können auf einen wesentlich späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Weiterhin auf zwei Gleisen durch das Aaretal
Ursprünglich war ein drittes Gleis zwischen Gümligen und Münsingen vorgesehen. Es konnten nun Wege gefunden werden, welche auf längere Zeit einen Verzicht auf dieses dritte Gleis erlauben. Stattdessen ist ein weiteres Entflechtungsbauwerk südlich des Bahnhofs Wankdorf vorgesehen, wo der Güterverkehr aus Richtung Olten in die Strecke nach Ostermundigen einmündet. Weiter südlich im Aaretal entsteht an der Verzweigung Richtung Langnau bei Gümligen ebenfalls ein Entflechtungsbauwerk. Weil ein Teil der S-Bahn-Züge nur bis Münsingen verkehrt, ist ein Wendegleis notwendig, was zu einem umfangreichen Umbau des Bahnhofs führt.
Grossbaustellen erfordern Geduld
Diese Projekte können aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeiten und wegen des laufenden Bahnbetriebs nicht gleichzeitig realisiert werden. Bereits im Standbericht 2015 des Bundesamtes für Verkehr war kommuniziert worden, dass die verschiedenen Angebotsverbesserungen deshalb schrittweise erfolgen werden. Entgegen früherer Planungen werden die Angebotsverbesserungen erst im Zeithorizont 2030 umgesetzt werden können. Der S-Bahn-Verkehr profitiert von der Einführung des Viertelstundentaktes zwischen Flamatt und Münsingen, von direkten Zügen zwischen Bern Brünnen und Wankdorf sowie vom Halbstundentakt der S4 zwischen Bern und Burgdorf. Der Regioexpress nach Neuenburg kann auf einen Halbstundentakt verdichtet werden. Schliesslich schaffen die genannten Ausbauten im Bahnhof Bern die Voraussetzung für den Viertelstundentakt der S6 nach Niederscherli. Die Ausbauten wirken sich auch positiv auf den Fernverkehr auf der Ostseite des Bahnhofs aus. Zwischen Bern und Luzern kann der Halbstundentakt eingeführt werden. Das Angebot zwischen Bern und Zürich wird ganztägig um zwei weitere Züge ergänzt.
Die Detailprojekte werden bis 2022 erarbeitet und müssen vom Bund im Rahmen eines Plangenehmigungsverfahrens bewilligt werden. Anschliessend wird ab ca. 2022 mit dem Bau begonnen. Insgesamt belaufen sich die Investitionskosten auf rund 1,4 Milliarden Franken.
Mit ersten Bauarbeiten bereits begonnen
Die Grossbaustelle der «Entflechtung Wylerfeld» für den Ausbau der östlichen Zufahrt zum Bahnhof Bern ist unübersehbar. Sie ist aber erst der Anfang mehrerer Ausbauschritte im Knoten Bern, welche auch ein dichteres und zuverlässigeres Bahnangebot möglich machen. Nach der Inbetriebnahme der «Entflechtung Wylerfeld» Ende 2022 wird das Angebot Richtung Berner Oberland weiter verbessert werden können. Im Plangenehmigungsverfahren befinden sich derzeit die Projekte von SBB und RBS im Rahmen von «Zukunft Bahnhof Bern»: Die SBB baut bis 2025 eine zusätzliche Unterführung mit neuen Zugängen im Bahnhof. Der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) erstellt gleichzeitig unter den Perrons des SBB-Bahnhofs einen neuen Tiefbahnhof mit vier Gleisen.
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