Am 11. Dezember 2016 geht der Gotthard-Basistunnel in den fahrplanmässigen Betrieb. Damit fällt in rund 100 Tagen der Startschuss für ein neues Eisenbahnzeitalter auf der Nord-Süd-Achse Gotthard. Die Flachbahn durch die Alpen bringt den Kunden im Güter- und Personenverkehr einen Leistungsschub mit kürzeren Fahrzeiten sowie mehr und zuverlässigeren Verbindungen. Auf der Gotthard-Panoramastrecke wird die SBB ein nachfragegerechtes, mehrstufiges und finanzierbares Angebot bieten. Bereits vor der fahrplanmässigen Inbetriebnahme können die Kunden durch das Jahrhundertbauwerk fahren. Noch bis Ende November verkehren die Sonderzüge „Gottardino“, die SBB bietet aufgrund der grossen Beliebtheit zusätzliche Fahrten an.
Halt mit dem "Gottardiono" an der Multifunktionsstelle Sedrun Foto: Marcel Manhart
Die Vorbereitungen für die fahrplanmässige Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels laufen auf Hochtouren - nicht zuletzt bei den Güterverkehrskunden, denen sich durch den Tunnel neue Möglichkeiten eröffnen. „Dank des Gotthard-Basistunnels können unserer Kieszüge mit einer optimalen Länge von 20 Wagen und mit nur einer Lok fahren", sagte Gerd Aufdenblatten, CEO Central Europe West und CEO Holcim (Schweiz) AG an einer Medienkonferenz in Flüelen.
Die neue Nord-Süd-Achsestehe für eine schnelle, stabile und immer verfügbare Verkehrsachse durch die Alpen. Zudem ermöglicht die erneuerte Nord-Süd-Achse Gotthard einen deutlichen Ausbau des Güterverkehrs, wie Nicolas Perrin, Leiter SBB Cargo, erklärte. „Heute verkehren 180 Güterzüge pro Tag. Mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels Ende 2020 werden es bis zu 260 Züge sein." Mit der Flachbahn genügt künftig eine Lok, um einen 750 Meter langen Zug mit einem Gesamtgewicht von bis zu 2000 zu befördern. Ab 5. September fährt die SBB die ersten kommerziellen Güterzüge im Rahmen des Probebetriebs durch den Gotthard-Basistunnel. Bis zur Inbetriebnahme am 11. Dezember werden rund 4500 Güterzüge – davon rund 2000 SBB Cargo Züge durch den neuen Gotthardtunnel verkehren.
Zusätzliche „Gottardino"-Fahrten
Auch die Kunden des Personenverkehrs können schon vor der fahrplanmässigen Inbetriebnahme durch den Gotthard-Basistunnel fahren. Der Sonderzug „Gottardino" verkehrt täglich ausser montags von Flüelen nach Biasca und zurück. Das Publikumsinteresse ist sehr gross, der „Gottardino" ist bis Ende November praktisch ausgebucht. Deshalb hat die SBB entschieden, zusätzliche Fahrten mit noch einmal mindestens 2400 Plätzen anzubieten. Zwischen September und November verkehren zudem zunehmend Regelzüge zu Testzwecken durch den neuen Gotthardtunnel.
Schneller und komfortabler
Ab dem 11. Dezember verkürzen sich die Reisezeiten zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin sowie nach Italien je nach Verbindung um 25 bis 35 Minuten. So dauert beispielsweise die Fahrt von Zürich HB nach Milano Centrale neu 3 ½ Stunden und von Zürich HB nach Lugano noch 2 ¼ Stunden. Sechs EC/IC-Züge pro Tag – je drei pro Richtung – werden in Flüelen halten. Durch den Gotthard-Basistunnel fahren ausschliesslich klimatisierte Triebzüge vom Typ ICN und ETR 610 sowie InterCity-Kompositionen: Ab Ende 2019 kommen zudem die neuen Giruno-Züge zum Einsatz, welche ein komfortables Reiseerlebnis bieten.
Nach der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels Ende 2020 beträgt die maximale Zeitersparnis bis zu 60 Minuten. Ab dann fahren die Züge zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin halbstündlich und zwischen Zürich und Mailand stündlich. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Tessiner Regionalverkehr deutliche Verbesserungen erhalten. So werden die Fahrgäste zum Beispiel von einer neuen Express-Verbindung zwischen Lugano und Locarno profitieren. Die Fahrzeiten zwischen der Leventina und Lugano/Mendrisiotto verkürzen sich um bis zu 30 Minuten. „Das ist halb so viel wie heute", sagt Roberto Tulipani, CEO der Tilo AG.
Über den Berg auf der Panoramastrecke
Mit der Inbetriebnahme des GBT erwartet die SBB auch eine deutliche Steigerung der Nachfrage auf der Nord-Süd-Achse Gotthard. Bis 2025 werden täglich rund 18'000 Reisende unterwegs sein – doppelt so viele wie heute. Die Nachfrage auf der Gotthard-Panoramastrecke wird sich von heute rund 9000 auf täglich durchschnittlich 500 Passagiere markant verringern. Die SBB wird aber auch auf der Panoramastrecke ein attraktives Angebot bieten: „Wir sprechen am Gotthard nicht von Angebotskonzepten – wir fahren sie und das schon dieses Jahr", sagt der Verkehrschef Toni Häne von SBB Personenverkehr.
Die Interregio-Züge aus Basel, Luzern und Zürich sowie die RegioExpress-Züge aus dem Tessin fahren künftig jeweils im Stundentakt bis Erstfeld und zurück. Die Züge über die Gotthard-Panoramastrecke sind ins Tessiner S-Bahn-System eingebunden. Zusätzlich gibt es in Zeiten starker Nachfrage weiterhin Direktverbindungen aus Basel und Zürich bis Göschenen . Von April bis Oktober verkehrt an Wochenenden und Feiertagen der «Gotthard Weekender» von Zürich mit verschiedenen Halten auf der Panoramastrecke nach Bellinzona und zurück. Dieser ist ideal für Wanderer und Ausflügler und bietet viel Platz für Velos und Gepäck. Ebenfalls von April bis Oktober fährt künftig der neue Gotthard Panorama Express zwischen Flüelen und Bellinzona. Der Gotthard Panorama Express wird international auch in Asien und Übersee vermarktet. Um das touristische Potenzial der Region St. Gotthard zu entwickeln, vermarktet die SBB die gesamte Region – siehe auch sbb.ch/gotthard. Die SBB ist überzeugt, mit dem Stundentakt, den touristischen Zügen und den Verstärkungen je nach Nachfrage ein attraktives und finanzierbares Angebot bieten zu können.
SBB erneuert Nord-Süd-Achse Gotthard
Der neue Gotthardtunnel ist Ausdruck von Schweizer Präzision, Innovationsfähigkeit und Zuverlässigkeit. Die Inbetriebnahme des neuen Gotthardtunnels am 11. Dezember 2016 ist der wichtigste Meilenstein der erneuerten Nord-Süd-Achse Gotthard. Ihre volle Leistungsfähigkeit erhält die alpenquerende Schienenverbindung aber erst nach der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels (Ende 2020) und des 4-Meter-Korridors (Ende 2020). Bis dahin werden auf den Zulaufstrecken zu den beiden Basistunneln zwischen Basel und Chiasso rund 25 Bauprojekte realisiert. Mit zahlreichen Massnahmen in den Bereichen Rollmaterial, Bau und Betrieb wird die SBB die Auswirkungen auf die Kundinnen und Kunden bis zum Abschluss der Bauprojekte so gering wie möglich halten.
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