Unglaublich, wie die Zeit vergeht, der Kleene ist auch schon mitten im Teenager-Alter; der Berliner Hauptbahnhof feiert heute seinen fünfzehnten Geburtstag! Seit seiner Eröffnung am 26. Mai 2006 – pünktlich zur Fussballweltmeisterschaft in Deutschland – ist der Hauptbahnhof Herz und Motor des Berliner Schienennetzes. Hier kommen Touristinnen und Touristen an, hier fahren die Berlinerinnen und Berliner ab, und das bequem und klimafreundlich auf der Schiene. Anlässlich seines Teenager-Geburtstags zieht die Deutsche Bahn (DB) eine Bilanz.
Top auf allen Ebenen, der Berliner Hauptbahnhof Foto: Marcel Manhart
"Der Berliner Hauptbahnhof hat sein Versprechen der optimalen Verkehrsanbindung der Hauptstadt gehalten,“ so Cornelia Kadatz, Chefin der Berliner Fernverkehrsbahnhöfe. "Aus allen vier Himmelsrichtungen durchqueren die Züge diesen markanten Verkehrspalast, der nicht nur optisch hervorsticht, sondern auch das Herzstück der Mobilität in Berlin ist. Millionen Berlinerinnen und Berliner sowie Gäste der Stadt kommen Jahr für Jahr am Hauptbahnhof an. Zunächst war der Hauptbahnhof für viele ein Fremdkörper inmitten von Brachland, heute kann er mit Fug und Recht behaupten: Ich bin einer Berliner. Das ist auch das Verdienst der vielen Mitarbeitenden am Bahnhof, die jeden Tag – besonders während der Corona-Pandemie – dafür sorgen, dass unsere Fahrgäste sicher reisen und sich wohlfühlen.“
Der Erfolg des Hauptbahnhofs spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Seit seiner Eröffnung sind die Reisendenzahlen um rund ein Viertel gestiegen. Waren es 2007 noch 265.000 Reisende und Besucher täglich, waren es Anfang 2020 bereits 330.000 am Tag. Damit zählt der Berliner Hauptbahnhof zu den meist frequentierten Bahnhöfen Deutschlands. Rund 1.300 Züge des Fern- und Nahverkehrs halten pro Tag am Bahnhof.
Neue Services und verbesserte Anbindung
Seit vergangenem Jahr ist der Hauptbahnhof noch besser erreichbar: Die U-Bahn-Linie U5 verkehrt nun zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof und bindet den Berliner Osten noch besser an. Zur Eröffnung des BER im Oktober 2020 startete auch der neue Flughafen-Express (FEX) zwischen Berlin Hauptbahnhof und dem Flughafen BER. Mit dem ersten Teilstück der neuen City-S-Bahn sorgt die DB für eine schnellere Verbindung in den Norden Berlins. Fahrgäste können ab Dezember 2022 die Strecke zwischen den Stationen Gesundbrunnen und Hauptbahnhof nutzen.
Im Berliner Hauptbahnhof bietet die DB ihren Kundinnen und Kunden neue Services an: 2020 eröffnete die Bahn beispielsweise ihren ersten Coworking-Bereich "everyworks“ in der 10. Etage der Bügelbauten. Auf 1.500 Quadratmeter Bürofläche stehen insgesamt rund 300 Arbeitsplätze zur Verfügung. Die bundesweit erste DB Premium Lounge gibt es seit Mai 2021 im Hauptbahnhof. Zudem erwartet die Reisenden auf drei Etagen ein breites Einkaufsangebot. Insgesamt gibt es rund 80 Mieter für Gastronomie, Zeitschriften und Dienstleistungen. Seit der Eröffnung des Bahnhofs sind die Mietflächen durchgehend vermietet.
Vom Brachland zur „Europacity“
Der Bau des Berliner Hauptbahnhofs war zugleich Startschuss für die positive städtebauliche Entwicklung des Bahnhofsviertels. Die Standortwahl in unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel war lang umstritten: Beim ersten Spatenstich war das Areal des heutigen Hauptbahnhofs Brachland, und auch bei seiner Eröffnung stand der Bahnhof wie ein Monolith in der sandigen Umgebung. Mittlerweile haben sich rund um den Hauptbahnhof diverse Hotels und Bürogebäude angesiedelt, wie zum Beispiel das "Cube Berlin“ auf dem Washingtonplatz, in dem unter anderem Büros der DB untergebracht sind. Auch das 2019 eröffnete Futurium befindet sich in direkter Nähe zum Hauptbahnhof. Ein neues Wohngebiet erstreckt sich rund um den Humboldthafen.
Rückblick: Ein neues Verkehrskonzept für die Hauptstadt
Um den vielen Bahnreisenden in der Hauptstadt Anfang der Neunzigerjahre gerecht zu werden, benötigte Berlin ein neues Verkehrskonzept für den Schienenverkehr. Ein neuer Hauptbahnhof als zentraler Knotenpunkt sollte für eine verbesserte Verkehrsanbindung sorgen. Mit der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs 2006 entstand so erstmals in der Geschichte der Hauptstadt ein Bahnhof für alle Fernzüge und ein Verbindungsstück zwischen der Ost-West- und der Nord-Süd-Achse.
Entworfen wurde der Bahnhof von den Hamburger Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Seine aussergewöhnliche Architektur wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis des Deutschen Stahlbaues 2008 und dem Internationalen Architekturpreis des Chicago Athenaeum 2007. Allianz pro Schiene kürte den Berliner Hauptbahnhof zum „Bahnhof des Jahres 2007“.
Zahlen zu Europas grösstem Eisenbahnkreuz
■ Eröffnung des Hauptbahnhofs: 26. Mai 2006
■ Reisende und Besucher täglich: rund 330.000
■ Zughalte täglich: rund 1.300
■ Bahnsteige: 14
■ Gastronomie und Geschäfte: 80
■ Geschossfläche insgesamt: 78.000 m²
■ davon Einzelhandelsfläche: 15.600 m²
■ Schließfächer: 1.150
■ Rolltreppen: 54
■ Aufzüge: 38
■ davon gläserne Panoramaaufzüge: 6
■ PKW-Stellplätze: 860
■ Maße Bahnhofshalle: 160 x 40 m
■ Länge Ost-West-Trasse: 321 m
■ Höhe der Bügelbauten: 46 m
■ Etagen in den Bügelbauten: 11
■ Solarmodule auf dem Ost-West-Hallendach: 780
■ Solardachfläche: 1.700 m²
■ Leistung der Solarmodule: rund 130.000 kWh pro Jahr
■ Architekten: von Gerkan, Marg und Partner
■ Auszeichnung als Bahnhof des Jahres: 2007
15 Jahre Berlin Hauptbahnhof: Kurioses und Überraschendes
In 15 Jahren Berliner Hauptbahnhof gab und gibt es neben Fahrgastrekorden und technischen Meisterleistungen auch manche bemerkenswerte Randnotiz.
Die Größe hängt vom Wetter ab
Wie breit ist eigentlich der Hauptbahnhof? Das hängt vom Wetter ab! Tatsächlich können sich die drei oberirdischen Bahnsteige je nach Temperatur um bis zu 15 Zentimeter in Längsrichtung dehnen. Die schwarzen Dehnungsfugen auf den Bahnsteigen sind für die Reisenden leicht zu erkennen.
Größte Kreuzung Europas
Sechs Gleise verlaufen oberirdisch in Ost-West-Richtung. 25 Meter tiefer und im rechten Winkel dazu werden sie von acht Gleisen in Nord-Süd-Richtung gekreuzt. Das macht den Hauptbahnhof zum größten Kreuzungsbahnhof Europas. Diese Konstruktion ermöglicht, dass in Berlin alle Fernzüge den gleichen Bahnhof berühren. In Metropolen wie London, Paris und Moskau verteilt sich der Verkehr auf zahlreiche Kopfbahnhöfe. Wer umsteigen will, muss dort meistens auch den Bahnhof wechseln. In Berlin sind kurze Wege Trumpf!
Wechselspiel der Namen
Wo heute der Hauptbahnhof steht, stand ab 1871 der Lehrter Bahnhof, benannt nach der Stadt Lehrte bei Hannover. Hier fuhren die Züge in Richtung Hannover, Köln, Bremen und Hamburg. Als Folge der Kriegszerstörungen und der deutschen Teilung wurde der Betrieb 1952 eingestellt und die Ruine 1959 gesprengt. Der Name blieb im S-Bahnhof „Lehrter Stadtbahnhof“ an gleicher Stelle bis 2002 erhalten. Als Zusatz findet er sich noch immer auf den Stationsschildern des S-Bahnsteigs. Einen „Hauptbahnhof“ gab es von 1987 bis 1998 schon einmal im Ostteil der Stadt als Name für den heutigen Ostbahnhof. Die DDR unterstrich damit die Rolle Ostberlins als „Hauptstadt der DDR“. Und auch die Spandauer hatten ihren Hauptbahnhof: Nach der Eingemeindung 1911 behielt der Spandauer Hauptbahnhof seinen Namen. 1997 wurde er geschlossen. Heute befindet sich an gleicher Stelle der Haltepunkt Stresow der S-Bahn. Der neue Bahnhof Spandau wurde 1997 eröffnet.
Büros im Bügel
Ungewöhnliche Arbeitsplätze bieten die beiden Bügel, die wie ein umgekehrtes U die Bahnhofshalle überspannen. Während im westlichen Bügel Büros der DB untergebracht sind, arbeiten in einer Hälfte des östlichen Bügels auch Mitarbeitende verschiedener anderer Unternehmen. Insgesamt haben in den beiden Bügeln rund 1.000 Beschäftigte der DB ihren Arbeitsplatz – mehr als im Bahntower. Seit August 2020 befindet sich in der 10. Etage des Hauptbahnhofs „everyworks“, der erste Coworking-Bereich der DB. Auf 1.500 Quadratmeter Bürofläche stehen insgesamt rund 300 Arbeitsplätze zur Verfügung.
Bügel senkten sich wie Zugbrücken
In einem Aufsehen erregenden Montagevorgang wurden im Sommer 2005 die jeweils 1.250 Tonnen schweren Brückenhälften der Bügelgebäude wie Zugbrücken über die Ost-West-Bahnhofshalle geklappt und anschließend miteinander verschweißt. Danach wurde das gläserne Nord-Süd-Dach eingeschoben. Damit war das Dach des Hauptbahnhofs geschlossen.
Das Logo auf dem Bahnhofsturm
In 60 Metern Höhe krönt das DB-Logo einen schmalen Turm auf dem Washingtonplatz südlich des Bahnhofs. Was aussieht wie ein Schmuckbauwerk ist nichts anderes als ein Kamin für die Entlüftung des darunter verlaufenden Straßentunnels.
Die Spree musste weichen
Für den Bau des Tiergartentunnels, der den Hauptbahnhof unterquert, wurde 1996 die Spree um etwa 70 Meter nach Norden verlegt. In ihrem ursprünglichen Verlauf wurde eine Grube betoniert und es wurden darin Segmente für acht Tunnelröhren eingebaut. Nach zwei Monaten kehrte der Fluss in sein altes Bett zurück.
Zehn Röhren für fünf Verkehrssysteme
Das Bahnhofsmodell vor dem Hertha-Fanshop in der -1-Ebene zeigt, was sonst verborgen bliebe: 15 Meter unter der Erde verlaufen in Nord-Süd-Richtung parallel zehn Verkehrswege. Von West nach Ost: Zwei Röhren für die Bundesstraße B 96, vier Röhren für Fern- und Regionalzüge, zwei Röhren für die U-Bahn-Linie U5 und zwei Röhren für die S-Bahn. Letztere sind noch im Bau. Durch die neue City-S-Bahn wird der Hauptbahnhof noch besser angebunden. Die DB nimmt das erste Teilstück Ende nächsten Jahres in Betrieb. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 können Fahrgäste die Strecke zwischen Hauptbahnhof und nördlicher Ringbahn nutzen. Dann sind erstmals die stark frequentierten Stationen Gesundbrunnen und Hauptbahnhof durch eine direkte S-Bahn-Linie miteinander verbunden.
Der Strom kommt vom Dach
Auf der südlichen Seite des Ost-West-Hallendaches ist seit Juli 2003 eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb. Auf 1.700 Quadratmetern wurden 780 Solarmodule in die Glasflächen integriert. Jährlich liefert die Solaranlage im Durchschnitt rund 130.000 Kilowattstunden.
Ausgezeichnete Architektur
Die außergewöhnliche Architektur des Berliner Hauptbahnhofs ist mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Preis des Deutschen Stahlbaues 2008, dem Internationalen Architekturpreis des Chicago Athenaeum 2007 und dem Renault Traffic Design Award 2006 für innovative und mutige Verkehrsarchitektur. Entworfen wurde der Hauptbahnhof von den Hamburger Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Allianz pro Schiene kürte den Berliner Hauptbahnhof zum „Bahnhof des Jahres 2007“.
Der Hauptbahnhof als Bühne für Veranstaltungen und Kunstaktionen
Der Berliner Hauptbahnhof ist immer wieder Bühne für Ausstellungen, Veranstaltungen und Kunstaktionen verschiedenster Art. Lichtinstallationen illuminieren regelmäßig die Glasflächen des Bahnhofs: So setzen beispielsweise Lichtkünstler:innen beim alljährlichen „Festival of Lights“ den Hauptbahnhof kunstvoll in Szene. Im Januar 2021 erinnerten eine an die Fassade geworfene Kerze und das Motto #WeRemember an die Opfer des Nationalsozialismus. Anlässlich des Europatages am 9. Mai 2021 erstrahlte der Hauptbahnhof in den Farben Europas. Die DB projiziert die europäische Flagge sowie den Gruß „Alles Gute zum Europatag!“ auf die imposante südliche Glasfassade des Bahnhofs. Ein klares Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz setzt die DB mit einer Regebogenflagge, die am Hauptbahnhof alljährlich zum Start der Christopher-Street-Day-Saison gehisst wird.
O-Töne Bahnhofsmanagerin
Cornelia Kadaz
Ein Blick nach vorne. Manche nennen ihn Einkaufszentrum mit Gleisanschluss, andere Kathedrale.
Was muss der Hauptbahnhof in Zukunft leisten?
Beitrag rbb 24
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